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Nazidichter

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Im Dritten Reich gab es zahlreiche Dichter, die sich den politischen Verhältnissen mehr als nur anpassten. Viele von ihnen waren mit Herzblut bei der Sache, manche sogar in ganz besonderem Maße.

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1) Hans Baumann
Mit seinem Gedichtbändchen Macht keinen Lärm (München 1933) schaffte Baumann bereits im zarten Alter von neunzehn Jahren seinen literarischen Durchbruch. In diesem Liederbuch für die Hitlerjugend findet sich auch das berüchtigte Marschlied Es zittern die morschen Knochen, dessen allgemein bekannten Refrain wir hier aber nicht zitieren dürfen. 1941 mit dem Dietrich-Eckart-Preis ausgezeichnet, distanzierte er sich nach Kriegsende vom Nationalsozialismus und wurde zu einem populären Kinderbuchautor.

2) Werner Beumelburg
Nachdem er schon in den Zwanzigerjahren mit nationalistischen und kriegsverherrlichenden Romanen aufgefallen war, legte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten noch einmal nach. Seine Hymne Deutschland erwacht. Deutsches Wort, deutscher Geist, deutsche Tat (1933) offenbarte seine Gesinnung genauso wie die Tatsache, dass er zu den 88 Schriftstellern gehörte, die im Oktober 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft auf Adolf Hitler unterschrieben.

Zu seinen Themen gehörten der Reichsarbeitsdienst (Arbeit ist Zukunft, Oldenburg 1933), der Anschluss Österreichs (Österreich und das Reich der Deutschen, Berlin 1938) sowie der Einsatz der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg (Kampf um Spanien, Oldenburg 1939), zudem führte er als Luftwaffenoffizier ab 1942 das Kriegstagebuch für Hermann Göring. Nach Kriegsende hatte er kaum noch Erfolg, Leser und Verlage wendeten sich von ihm ab.

3) Waldemar Bonsels
Der Autor des Kinderbuchs Die Biene Maja und ihre Abenteuer (Berlin 1912) musste zunächst miterleben wie sechs seiner Bücher von den Nationalsozialisten verboten wurden. Das war wohl ein Fehler der Bürokratie, denn als ausgewiesener Antisemit stand Bonsels den Nazis durchaus positiv gegenüber. Tatsächlich durfte er jederzeit ungehindert publizieren (Der Reiter in der Wüste, Stuttgart 1935; Marios Heimkehr, Stuttgart 1937), zudem erhielt er 1940 von Goebbels ein Glückwunschtelegramm zu seinem sechzigsten Geburtstag.

4) Edwin Erich Dwinger
Schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein bekannter Schriftsteller, startete Dwinger ab 1933 so richtig durch. Als Reichskultursenator und Träger des Dietrich-Eckart-Preises von 1935 wirkte er mit seinen Romanen (Die letzten Reiter, Jena 1935; Und Gott schweigt …?, Jena 1936; Spanische Silhouetten, Jena 1937; Der Tod in Polen, Jena 1940) geradezu propagandistisch auf das Volk ein. Nach dem Krieg entblödete er sich nicht, sich als Widerstandskämpfer darzustellen – Erfolg hatte er damit glücklicherweise nicht.

5) Hanns Johst
Am 20. April 1933 wurde Johst schlagartig bekannt. Zu Hitlers Geburtstag wurde nämlich im Staatlichen Schauspielhaus Berlin sein Drama Schlageter uraufgeführt, das das Leben des jungen, von den Franzosen während der Ruhrbesetzung 1923 hingerichteten Nationalsozialisten Albert Leo Schlageter zum Inhalt hat. Tatsächlich machte Johst danach eine rasante Karriere: Der gläubige Nationalsozialist wurde Preußischer Staatsrat, Reichskultursenator, Präsident der Deutschen Akademie der Dichtung und der Reichschrifttumskammer. Nach Kriegsende wurde er zunächst als Mitläufer, dann als Hauptschuldiger und schließlich als Belasteter eingestuft.

6) Will Vesper
Schon 1931 in die NSDAP eingetreten, wurde Vesper direkt nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in die Deutsche Akademie der Dichtung berufen. Zudem gehörte er dem Vorstand des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller an und trat bei der Bücherverbrennung in Dresden als Festredner auf. Kulturpolitische Macht übte er vor allem mit seiner antisemitisch gefärbten Zeitschrift Die Neue Literatur aus, die ihm dazu diente, gegen emigrierte Schriftsteller und gegen Verlage zu hetzen, die Bücher jüdischer Autoren veröffentlichten. Vesper blieb zeitlebens seiner Gesinnung treu, konnte aber trotzdem nach Kriegsende als Herausgeber für den Bertelsmannverlag arbeiten.

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